Mord, Raub, Terror
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Während
des Krieges waren in der Nähe Reußendorfs russische Kriegsgefangene
untergebracht, die zu Arbeiten auf dem Truppenübungsplatz eingesetzt
waren. Nach Ende des Krieges verblieben auch sie zunächst im Truppenlager,
bis sie in andere Sammellager bzw. in ihre Heimat zurückgebracht wurden.
Ihr Hass auf die Deutschen muss unbeschreiblich gewesen sein, denn von
ihnen, wie später auch von polnischen Banden, wurden mehrere schwere
Straftaten auf Deutsche aus der Umgebung verübt.
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Grabanlage
russischer Kriegsgefangener auf dem Reussendorfer Friedhof im
Truppenübungsplatz Wildflecken.
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Am
16. Mai 1945 erschienen zwei Russen der russischen Selbstverwaltung
auf dem Bürgermeisteramt der Ortschaft Wildflecken und teilten mit,
dass im Lagerbereich ein Deutscher erschossen worden sei. Bürgermeister
Kleinhenz, sein Stellvertreter Henties, der Standesbeamte sowie ein
zufällig anwesender Arzt aus Oberbach machten sich sofort auf den Weg.
Auf dem Rückweg nach Wildflecken wurden sie unterhalb des Lagers plötzlich
von Russen angegriffen und niedergeschlagen. Dabei wurden außer Wilhelm
Henties alle getötet. Henties überlebte nur, weil er, schwerverletzt
und bewusstlos, von den Tätern für tot gehalten wurde. Er wachte in
der Leichenhalle auf und wurde von Soldaten der Besatzungsmacht ins
Bad Brückenauer Hermannsheim gebracht.
Am
Spätnachmittag des 1. September 1946 hörte Karl Wenzel aus Altglashütten,
der unterwegs nach Reußendorf war, plötzlich Hilferufe und Schmerzensschreie.
Als er den Rufen nachging, wurde auch er von einer Gruppe Polen überfallen
und niedergestochen. Die Brüder Happel aus Seiferts, deren Rufe er gehört
hatte waren ebenfalls niedergestochen und ausgeraubt worden. Einem der
Brüder gelang es schwerverletzt noch bis Reußendorf zu kommen und Hilfe
zu holen. Während die Brüder überlebten, kam für Karl Wenzel jedoch
jede Hilfe zu spät, er starb eine Woche später.
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Karl
Wenzels Grab auf dem Reussendorfer Friedhof im Truppenübungsplatz
Wildflecken.
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Über
die Übergriffe polnischer Banden gibt es Berichte aus Gemeinden, bis
zu 25 km von Wildflecken entfernt liegen. Meist wurde den Bauern dabei
Vieh aus den Ställen gestohlen und auf dem "Schwarzen Markt" verkauft.
Gegenwehr wurde von den Bauern oft genug mit dem Leben bezahlt. Nur
vereinzelt setzten sich die verängstigten Dorfbewohner zur Wehr.
In
der Gemeinde Modlos z.B. trat den Polen ein eben aus der Gefangenschaft
zurückgekehrter Bauernsohn mit einem geladenen Karabiner entgegen. Nach
einem Warnschuss flüchteten die Polen und die Familie hatte fortan Ruhe.
Diese
Taten wurden jedoch nur von einer kleinen Anzahl der Lagerbewohner begangen.
Während die überwiegende Mehrheit der Polen froh war das Nötigste zu
haben, lebte diese "Oberschicht" in "Saus und Braus".
Hin
und wieder führte die U.S. Besatzungsmacht Razzien im Lagerbereich durch.
Dabei wurden regelmäßig Destillieranlagen für den beliebten "Schnapps"
zerstört sowie amerikanisches Besatzungsgeld, Militärbekleidung und
Waffen beschlagnahmt.
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